The Jumper's Inn

Hallo zusammen,

habt ihr eigentlich in letzter Zeit die Welle von coolen Spieleprojekten auf Kickstarter mitbekommen? Kennt ihr Kickstarter überhaupt? Das ist so eine Seite, wo man hauptsächlich Kunst- und Designprojekte vorfinanzieren kann. Sprich, jemand hat eine Idee für die er Geld braucht und richtet eine Seite ein, auf der er das Projekt beschreibt und um eine bestimmte Summe bittet. Dafür werden in verschiedenen Stufen Belohnungen geboten, z.B. bis $10 eine Dankeschön-Postkarte, bis $30 ein T-Shit usw. Nur wenn die Summe tatsächlich zusammenkommt, müssen die Leute bezahlen (per Amazon Payments), ansonsten behält jeder sein Geld.

Bei den Spielen hat es letztens damit angefangen, dass Tim Schafer (Designer von Day of the Tentacle, Psychonauts, Brütal Legend) mal wieder ein klassisches Grafikadventure machen wollte. Dafür wollte er $400.000 haben, was ja schon recht ordentlich und im Vergleich zu den meisten Kickstarter-Projekten auch ziemlich viel ist. Die Summe war aber schon nach 8 Stunden erreicht, nach 24 Stunden war es über $1 Mio. und am Ende, nach 30 Tagen, bei ca. $3,3 Mio. Ich konnte mich nicht zurückhalten und habe für das Projekt $30 gegeben.

Der große Erfolg von dem Projekt hat natürlich Nachahmer angezogen. Was ich nicht erwartet hätte ist aber, dass es teils ziemlich hochkarätige Nachahmer sind. Als nächstes kam nämlich Brian Fargo, Gründer von Interplay mit einer Idee für Wasteland 2. Wasteland habe ich nie gespielt, aber inzwischen gelernt, dass es ein RPG auf dem C64 und der geistige Vorfahr von Fallout war. Das hat mir gereicht, um auch für dieses Projekt $15 zu geben. Inzwischen liegt das Projekt schon beim doppelten der ursprünglich geforderten $900.000. Bei $2,1 Mio. wird Chris Avellone, der Designer von Planescape Torment, an dem Projekt mitarbeiten.

Dann gibt es noch drei ehemalige Bioware-Mitarbeiter, die The Banner Saga machen wollen, ein 2D-Wikinger-RPG mit rundenbasierten Kämpfen.

Und jetzt will Jordan Weismann, der Gründer von Fasa, ein neues Shadowrun machen, ebenfalls 2D und mit rundenbasierten Kämpfen.

Also ich muss sagen, ich finde das ganze ziemlich klasse. Natürlich besteht bei all diesen Projekten die Gefahr, dass nichts draus wird. Aber die Tatsache, dass das jetzt alles mit kleinen, motivierten Teams und ohne Publisher abläuft, stimmt mich optimistisch. Abgesehen davon zählt ja eine Gabe von $15 bereits als Preorder, d.h. für den Preis von drei Bier ermögliche ich Leuten, an einer coolen Idee wenigstens mal zu arbeiten, werde vermutlich während der Entstehung viele interessante Sachen darüber lesen und mit ein bisschen Glück kommt am Ende sogar als Bonus ein cooles Spiel dabei raus. Da ich im Moment eh schon mehr aktuelle Spiele rumliegen habe, als ich zocken kann, fällt es mir da ziemlich leicht, ein bisschen Geld dafür auszugeben. Was haltet ihr davon?

Ziemlich cooles Konzept, aber bringen auch Nonames gute Titel raus? Schade wär's, wenn gerade Leuts, die sowieso die Möglichkeit haben, die Möglichkeit bekommen. Viele setzen wohl trotzdem lieber auf einen gute Namen, als auf eine gute Idee - sicherlich auch nicht zu verdenken.

Ich glaube nicht, dass die Leute bei diesen Beispielen auch so die Möglichkeit gehabt hätten, sie zu realisieren. Sowohl bei Double Fine wie auch bei Wasteland wurde gesagt, dass sie über Jahre hinweg versucht haben, die Idee bei einem Publisher unterzubringen, aber ohne Erfolg. Für mich zählt The Banner Saga schon als Beispiel für ein Projekt, das ohne großen Namen erfolgreich ist. Die Leute haben zwar bei Bioware gearbeitet aber sie stehen ja nicht persönlich, namentlich für irgendein tolles Spiel aus der Vergangenheit. Hier ist noch ein Beispiel für ein sehr erfolgreiches Projekt von einem absoluten Noname. Ich glaube es gibt verschiedene Erfolgsfaktoren für so eine Kampagne. Eine gute Idee ist natürlich nötig und ein bekannter Name hilft. Aber die Beispiele zeigen, dass es auch sehr viel ausmacht, wenn man schon eine Alpha zeigen kann und wenn man gute Belohnungen hat (z.B. die von Shadowrun).

Ich hab ja auch keinen Moment Tim Schafer und Ron Gilbert zu unterstützen. Find die ganze Crowd-Funding-Sache ziemlich genial. Ist ja bisschen so wie diese Privatkreditsachen, nur dass es eben eher Richtung Spende als zurückzuzahlender Kredit geht. Ich stimme Dominik zu, dass die Belohnungen für's "Spenden" sicher mit eine entscheidende Sache sind. So hat man dann auch ein ... wie sagen die WiWis? ... Return of Investment? Jedenfalls bekommt man was für's Geld und zwar in einer Form die einem zusagt. Also ich denke gerade für Indie-Developer ist das die Möglichkeit sich Projekte zu finanzieren. Das elegante daran ist ja dass es das Risiko so schön verteilt, da kann eigentlich niemand wirklich verlieren. Langer Rede kurzer Sinn:

Hm klingt echt gut. Vielleicht kann ich ja doch einiges Tages meine Ideen realisieren, ohne so sehr den Finanzaspekt berücksichtigen zu müssen. Entwürfe gibt's schon genug. Schön ist auch, dass sich bei Unterstützung direkt schon Interessenten gefunden haben.