Spieleentwicklung

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Magic
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Spieleentwicklung

Beitrag von Magic » Freitag 23. Juli 2010, 13:27

Hier ist ein interessanter Artikel über den Wandel der Spieleentwicklung, wie ich finde. Darauf aufmerksam wurde ich durch einen Link von David Gaider (RealID ^^) im BioWare-Forum. :P

E for Everyone, Except Me

Seine Zahlen haben überhaupt keine Quellenangaben, nicht mal vage Quellen (pfui!). Dennoch erklärt er das zunehmende Phänomen ganz gut, denke ich: Spiele höchster Qualität konzentrieren sich zunehmend auf den Massenmarkt, Nischenspiele müssen mit Kompromissen leben. Bis eine Sättigung erreicht ist, z.B. durch photorealistische Graphik / perfekte, Computer-generierte Vertonung als Standard, sind also wohl stets Abstriche zu erwarten. (Es sei denn natürlich, man ist der Mainstream-Konsument schlechthin.) Bei der derzeitigen Entwicklung gehe ich allerdings davon aus, dass wir diese "Sättigung" noch erleben, Zeitrahmen 1 Menschengeneration. :) Was denkt ihr?

Die Zeiten, in denen man als Einzelperson oder zumindest kleines Team, ein high-end Qualitätsprodukt erstellen kann, sind vorbei. Immer weiter geht es Richtung Spezialisierung und Team-Management. Der Vergleich zur Filmindustrie sprach mich auch sehr an, sieht man doch vermehrt die Film-Trailer und Zwischensequenzen. Eine Hoffnung ist jedoch, dass zumindest neue Plattformen wie die Tablets vorübergehend eine Stufe aus dem Tempo nehmen. Am realistischsten scheint es jedoch, bei hochwertigen Spielen sich auf die Kundenrolle zu konzentrieren. :P Spielt überhaupt noch jemand von euch mit dem Gedanken, an einer Spieleentwicklung teilzuhaben? Jan?
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Re: Spieleentwicklung

Beitrag von LiMuBei » Freitag 23. Juli 2010, 14:20

Nach der ersten Hälfte des Artikels dachte ich bereits: "Mein Freund du hast einfach einen echt altbackenen Geschmack was Games angeht". Dass jemand der heute noch an Master of Orion 2 zurückdenkt nicht in die aktuelle Games-Welt passen mag ist wohl nicht weiter verwunderlich. Er hat aber gut erfasst warum das so ist: technisch anspruchsvolle Spiele zu entwickeln bedarf enormer Ressourcen die sich nur durch hohe Absatzzahlen finanzieren lassen. Dementsprechend wird halt nur solchen Spielen ein großes Budget gegeben, die die breite Masse ansprechen. Von dem was ich gelesen habe stimmen seine Zahlen auch ziemlich, ich glaube Modern Warfare 2 hat sogar offizielle Zahlen rausgegeben und das Spiel hat wohl 50 Millionen Dollar in der Entwicklung gekostet (aber wohl auch 1 Mrd. eingespielt).

Soweit so gut, die entscheidende Frage ist doch aber: muss ein Spiel technisch am Limit sein um Spaß zu machen? Da wage ich zu widersprechen. Gerade die Indie-Games zeigen das doch ganz gut, wenn auch etwas zu extrem. Schaut man sich ein Spiel wie z.B. Torchlight an, sieht man dass es heutzutage durchaus möglich ist, audiovisuell ansprechende Spiele zu entwickeln ohne exorbitante Summen zu verbrauchen. Der Flaschenhals ist ja eigentlich nicht die Technik der Grafik sondern die Menge an Assets die benötigt werden. Digital Content Creation macht aber auch hier enorme Fortschritte so dass vielleicht bald der Punkt erreicht ist an dem Assets wieder deutlich effizienter erzeugt werden können und man kein Heer an Modelern und Texture Artists beschäftigen muss. Dann kann sich das auch wieder umkehren. Zusätzlich muss man auch überlegen wieviel Geld in den Werbeetat fliesst. Grade bei den AAA-Titeln wird ja schon ordentlich was los gemacht.

Der Vergelich mit der Filmindustrie ist sicher sehr passend, allerdings denke ich dass in beiden Fällen in naher Zukunft ein Sättigungspunkt erreicht sein wird. Das wird einfach dann der Fall sein wenn die breite Masse nicht mehr bereit ist noch mehr Geld in diese "Hobbies" zu stecken und dadurch die Absatzzahlen ihren Höhepunkt erreichen. Dann rentiert es sich nämlich nicht mehr noch mehr Geld in die Entwicklung zu stecken und muss sich wieder auf andere Qualitäten besinnen um effizienter zu produzieren.

Ich bin ja mehr oder weniger dabei ein Spiel (mit) zu entwickeln und sehe durchaus das Problem mit den Assets. Allerdings sehe ich auch enorme Fortschritte in den Bereichen Sculpting, prozedurale Texturgenerierung, Physik, KI und prozeduralem Leveldesign, dass ich denke bald hat auch ein kleines Entwicklungsteam die Werkzeuge zur Hand um Inhalte zu schaffen die mit einem AAA-Titel von vor 1-2 Jahren mithalten können. Ich denke also dass es durchaus möglich ist auch mit wenig Leuten ein Spiel zu produzieren was sich technisch sehen lassen kann und - vor allem - Spaß macht.

Faktisch wird man mit einem etwas ausgefalleneren Geschmack in keinem Bereich drum rum kommen Abstriche machen zu müssen. Es muss halt jeder für sich entscheiden ob für sein Open-World-Freestyle-Häkel-Spiel nicht auch Pixel Shader 1.0 reichen :D
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Re: Spieleentwicklung

Beitrag von Edrimar » Freitag 23. Juli 2010, 14:53

Ich kann das auch nicht so recht nachvollziehen.

Randgruppenspiele waren doch noch nie state of the art. Beschwert er sich ernsthaft darüber, dass es kein Ufo: Terror from the deep mit Crysis-Grafik gibt?

Ich muss ihm sogar widersprechen: Damals gab es doch nur B-Movies in der Spielebranche. Klar waren einige gut gemacht, hatten zeitgemäße Grafik.. manchmal sogar für Spiele, die eher als Randgruppe betrachtet wurden. Aber es ist auch eine Tatsache, dass zu der Zeit generell Computerspiele eine Randgruppe waren. Das Publikum für Computerspiele hat sich enorm verbreitert und erst jetzt ist es überhaupt möglich, high-quality-Produkte zu entwickeln. Sicher müssen die den Geschmack der breiten Masse treffen. Doch diese Perfektion, in der nun Spiele entwickelt werden, die gab es damals schlicht und ergreifend nicht.

Die ganzen Randgruppenspiele gibts doch immernoch. Laufend kommen neue nach: Ich muss nur eine x-beliebige Gamestar aufschlagen und seh da Rundenstrategietitel mit Grafik von vorvorgestern. -Da saßen bestimmt keine 1000Mannteams dran wie bei WoW oder Modern Warefare 2.

Nur weil es jetzt durch ein gigantisch gestiegenes Interesse an Computerspielen neue Technologien den Weg in die Spiele gefunden haben, die sonst gar nicht entwickelt worden wären, find ichs albern, dass da jemand weinend am Master of Orion 2-Bildschirm sitzt, weil diese superdupertechnologie nicht für sein Lieblingsspiel implementiert wird.

Ich geh sogar so weit und behaupte, dass grade durch die Entwicklung der Mainstreamspiele auch die Randgruppen massiv profitieren: Limubei hat es schon angesprochen. Die neuen Technologien werden (vermutlich teils in vereinfachter Form) zugänglich für kleine Entwicklerteams gemacht. Wenn ich mir die ganzen Plattformen ansehe, mit denen heutzutage Spiele entwickelt werden können und werden, dann wird einem ja gradezu schwindelig. jede x-beliebige Flashgames-Seite hat 100mal mehr Spiele als damals in meine 2 Amiga-Diskettenboxen gepaßt hätten.

LowcostSpiele sehen mMn so gut aus wie nie zuvor.. seht euch doch mal den Landwirtschaftssimulator an. Also wenn das kein Randgruppenspiel ist, dann weiß ich auch nicht mehr.. und das hat ne recht ansehnliche Grafik.

Vielleicht habe ich auch einfach den Punkt vefehlt, den der Author im Bericht meinte. Aber wenn er ernsthaft ein Problem damit hat, dass seine Lieblingsspiele keine Premiumgrafik haben, dann plx stop QQing.

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Re: Spieleentwicklung

Beitrag von Magic » Freitag 23. Juli 2010, 16:38

Hui viel Text. Zunächst einmal stimme ich natürlich völlig zu, was seinen Geschmack angeht. Wer generell sagt, dass alt toll ist und neu pfui, braucht sich nicht wundern. Darauf bin ich gar nicht eingegangen. Woran man Spaß haben kann, ist wohl auch kaum in Frage zu stellen. Ja, ich beschränke mich gar nicht auf die Technik der Grafik, sondern auf den Gesamtaufwand. Dass mit Verfügbarkeit an Werkzeugen die allgemeine Spielgüte steigt, bezweifle ich gar nicht.

Immo, ich kann deiner Argumentation nicht ganz zustimmen. State-of-the-art / high-end-Produkte sind ja zeitabhängig und gibt es daher zu jeder Zeit. Klar waren sie früher deutlich niedriger in der Qualität als heutzutage. Das widerspricht ja aber nicht dem, dass sie früher einfacher herzustellen waren. Zu jeder Zeit wird man sagen können, dass es die momentane Perfektion früher nicht gab, oder? Dass es immer noch beliebte "Randgruppen-Spiele" gibt, wird hier ja überhaupt nicht in Frage gestellt. Es ging mir vor allem darum, dass es trotz der zunehmenden Qualität und Verfügbarkeit unwahrscheinlicher wird, dass das eigene Wunschspiel erstellt wird (oder man gar mitwirken kann), weil Ansprüche und Aufwände viel stärker steigen. Wenn der Autor recht hat, gar exponentiell. Kann natürlich auch sein, dass ich früher zu wenig Erwartungen hatte. :)

Alex, ich vergaß total, dass du ja an der Uni in dem Bereich tätig bist. :>
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Re: Spieleentwicklung

Beitrag von LiMuBei » Freitag 23. Juli 2010, 17:17

Hmm...also im Bereich Spieleentwicklung bin ich nicht tätig, das mach ich nur aus Spaß in der Freizeit.

Man muss aber sagen, dass der steigende Aufwand ja hauptsächlich an der besseren Grafik/Technik liegt. Mit heutigen Mitteln wären die "High-Tech-Spiele" von damals ja noch mit wesentlich weniger Aufwand zu realisieren. Der Aufwand im Art-Bereich ist einfach exorbitant gestiegen (durch die besseren Möglichkeiten der Hardware). Wird ganz gut illustriert durch die Aussage der Charakter-Modeler von God of War, die meinten dass sie im ersten Teil einen Charakter an einem Nachmittag machen konnten, während sie jetzt im dritten Teil pro Monster/Charakter mindestens eine Woche veranschlagen müssen.
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Re: Spieleentwicklung

Beitrag von Magic » Freitag 23. Juli 2010, 17:47

Sorry Alex, ich hab's offenbar total verblickt. Am besten frage ich dich nochmal, wenn wir uns mal wieder treffen.

Bei der Graphik kann ich nur zustimmen. Das erschlägt mich regelrecht.
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Re: Spieleentwicklung

Beitrag von Edrimar » Freitag 23. Juli 2010, 22:52

Ja, das stimmt schon, dass es zu jeder Zeit "state of the art" gibt. Allerdings wollte ich auch zum Ausdruck bringen, dass die neuen "premium"-Spiele eine völlig neue Aufwandsklasse und auch völlig neue Zielgruppe haben, als die "alten" Pc-Spiele.

Es ist nicht so, dass die tollsten Spiele von damals und die neusten Spiele von heute überhaupt in Relation gesetzt werden sollten. Heute ist ein premiumSpiel einfach mehr als damals. Es gab seit jeher eine VW Golfklasse.. jede war für sich state of the art in den entsprechenden Jahre.. doch dann kam Mercedes und hat die S-Klasse eingeführt. Es ist einfach eine neue Dimension in der Spieleentwicklung.

Ich habe für mich eher den Eindruck, dass die Entwicklung von Spielen, wie sie damals normal war, jetzt nur noch eine Teilmenge der Spieleindustrie darstellt, ohne dass die "alte" Methode dadurch an Aufmerksamkeit verloren hätte.
Es ging mir vor allem darum, dass es trotz der zunehmenden Qualität und Verfügbarkeit unwahrscheinlicher wird, dass das eigene Wunschspiel erstellt wird (oder man gar mitwirken kann), weil Ansprüche und Aufwände viel stärker steigen.
Wenn du dein Wunschspiel nur dann realisiert siehst, wenn es die Qualität eines WoW oder MW 2 haben soll, dann hast du recht, dass es unwahrscheinlich ist. Aber damals waren solche Spiele einfach unmöglich. Der einzige Vorteil von damals, den ich erkennen kann, ist, dass man damals nicht wußte, dass solche Spiele überhaupt existieren können und man daher die damaligen Spiele als Maximum ansah.

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