So, nachdem ich ME3 jetzt durch habe, wollte ich auch zu dem Teil mal ein paar Worte schreiben. Ich versuche mal, keine Spoiler auszuplaudern.
Spielmechanik
Kurz vorweg: entgegen merkwürdiger Gerüchte im Internet kann man sehr wohl einen Charakter aus ME2 importieren und mit diesem weiter spielen. Wenn man dies macht fängt man auch schon auf der entsprechenden Stufe an, die Höchststufe im dritten Teil ist aber auf 60 angehoben worden.
Obwohl die Spielmechanik im zweiten Teil schon ganz gelungen war, haben sie da nochmal deutlich nachgebessert. Insbesondere in die Dinge, die mir negativ aufgestoßen sind, haben sie Arbeit reingesteckt, aber trotzdem nicht alle Dellen 100%ig ausgebügelt. Bestes Beispiel: das Deckungssystem. Es ist zwar immer noch so, dass "in Deckung hechten" und "über Deckung springen" auf der gleichen Taste liegen, aber immerhin muss man jetzt für letzteres zwei mal auf die Taste drücken, so dass man nicht mehr aus Versehen in eine Gruppe Gegner springt. Auf der anderen Seite ist "Sprinten" auch noch auf der gleichen Taste, so dass man, wenn man schnell irgendwo hin will doch öfter mal in irgendeiner Deckung hängen bleibt. Aber es fühlt sich schon mal deutlich besser an als im zweiten Teil - zumal auch noch das Deckung wechseln System von Deus Ex teilweise übernommen wurde.
Der Infiltrator, mit dem ich das Spiel durch gespielt habe, ist zwar immer noch sehr mächtig auf Grund seiner Unsichtbarkeit, er ist allerdings nicht mehr so unausgewogen wie im letzten Teil. Hauptsächlich liegt das an Verbesserungen bei den Gegnern. Zum einen lassen sie nicht mehr einfach von ihm ab, sobald er sich tarnt, sondern feuern noch eine Weile in die grobe Richtung weiter, zum anderen haben einige der Gegner die extrem gemeine Gewohnheit, Granten in die Deckung des Spielers zu werfen. Sich einfach in einer Deckung verschanzen und von dort das Level leer räumen, funktioniert also nicht mehr - zumindest auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad, bei der eine Granate gleich tödlich ist. Tatsächlich gibt es einige Gegner, die gleichzeitig extrem schnell, zäh, agil sind und den Spieler mit einer einzigen Attacke töten können. Bei diesen kommt dann auch sofort Stress auf, sobald sie erscheinen. Wie extrem das in anderen Schwierigkeitsgraden ist, kann ich leider noch nicht sagen. Auf der anderen Seite haben nicht mehr alle Gegner standardmäßig Schilde, so dass man endlich auch mal unterschiedliche Skills und Fähigkeiten (von Shepard und Partymitgliedern) einsetzen kann, ohne dass man schon auf Overload angewiesen ist.
Die neue Nahkampffähigkeit von Shepard ist zwar nett, aber eher nur ein nettes Gimmick. Ob das bei anderen Klassen mehr ins Gewicht fällt, müsste ich noch ausprobieren.
Das Rollenspielregelwerk und die Itemverwaltung sind etwa zwischen dem ersten und dem zweiten Teil angesiedelt. Es gibt etwas mehr Zeug zu sammeln und mehr Skills zu verwalten als im zweiten Teil, aber es ist immer noch deutlich weniger Aufwand als im ersten. Im Prinzip ist beides auch eine Weiterentwicklung des zweiten Teils.
Die Spielmechanik haben sie, im Großen und Ganzen, sehr gut hinbekommen und sinnvoll erweitert. Es hat auf jeden Fall Spaß gemacht, zu spielen, auch wenn es teilweise etwas frustrierend war (auf entsprechendem Schwierigkeitsgrad). Was mich auch positiv überrascht hat war, dass sie endlich die ganzen Minigames rausgeworfen haben. Diese waren ja anfangs ganz nett, haben aber auf Dauer doch genervt. Das einzige was noch geblieben ist, ist das Scannen - aber keine Panik, das wurde sehr abgewandelt. Man scanned jetzt nicht mehr nach seltenen Rohstoffen. Statt dessen kriegt man manchmal bei Gesprächen von NPCs untereinander mit, dass irgendwas wertvolles in diesem und jedem System liegt. Das kann man dann einsammeln und dafür Geld, XP, Reputation und ähnliches einsacken - oder man lässt es einfach bleiben.
Story
Bei der Story gibt es wieder Bioware-Kost vom Feinsten. Mich hat die ganze Geschichte gefesselt und ich habe auch einige Gänsehaut-Momente erlebt. Am Anfang hat es mich ein wenig gestört, dass manche der im letzten Teil doch recht wichtigen NPCs "nur" kurze Auftritte hatten, aber ich glaube, insgesamt kommen sie alle doch ganz gut weg. Die NPCs glänzen wieder einmal, auch wenn man nicht ganz soviel Zeit und Möglichkeit hat, auf sie einzugehen wie in den ersten Teilen. Es sind jede Menge alte Bekannte dabei, aber die neuen NPCs können gut bei denen mithalten, auch wenn sie vielleicht nicht ganz so "bunt" sind wie die altbekannten Persönlichkeiten.
Von der Story habe ich, niveau-technisch betrachtet so ziemlich genau das bekommen, was ich erwartet und gehofft hatte - und ich hatte doch recht hohe Erwartungen an den finalen Teil einer der besten Computerspieletrilogien aller Zeiten. Auch das Ende fand ich sehr gelungen, und es hat mich sehr begeistert. Die verbreitete Kritik im Internet über das Ende kann ich mir nur damit erklären, dass es von der Art vielleicht "etwas ungewöhnlich" war, oder dass es für die hardcore-Fans ruhig noch etwas mehr sein dürfte.
Einen Kritikpunkt habe ich allerdings, wenn auch nur einen kleinen: es gibt deutlich weniger Möglichkeiten, die Story, und vor allem die Gespräche mit den NPCs, zu beeinflussen als früher. Die Gespräche, in denen man sein Gegenüber mit Paragon- oder Renegade-Optionen beeinflussen kann lässt sich an einer (ok, vielleicht zwei) Händen abzählen. Allgemein hatte ich ein bisschen das Gefühl, dass Shepard und seine Crew ein bisschen in den Hintergrund getreten sind, um Platz für die größere, übergreifendere Story zu machen - was auch Sinn macht, es war halt trotzdem ein bisschen schade.
Multiplayer
Den Multiplayer habe ich bisher noch nicht ausprobiert, aber der könnte tatsächlich auch recht lustig sein. Es klingt ein bisschen so wie der Assault-Modus bei Unreal-Tournament: die Spieler versuchen zusammen eine Mission zu erfüllen, während computergesteuerte Monsterhorden versuchen, sie daran zu hindern. Man kann sich für den MP-Modus auch Charaktere erstellen, und diese hochleveln und mit neuer Ausrüstung ausstatten. Hier wird aber auch gleich der Grund für den MP-Modus ersichtlich: im Itemshop *würg* lassen sich verschiedene Ausrüstungspakete kaufen, mit denen man die Fähigkeiten und das Aussehen der Charaktere anpassen kann. Immerhin kann man diese zum größten Teil auch einfach mit Spielzeit freischalten, aber, naja.
Wie angekündigt wirkt sich der MP-Modus auch auf die Kampagne aus, aber man muss ihn nicht spielen, um in der Kampagne alles zu erreichen. Im Prinzip beeinflusst der MP-Modus nur, wie "effektiv" die verbündeten Truppen (nicht Partymitglieder) in der Kampagne sind. Man kann entweder MP spielen um deren Stärke zu erhöhen, oder einfach in der Kampagne mehr von ihnen rekrutieren. Man hat hier also einfach zwei Optionen.
Falls jemand von euch mal ME3 spielen sollte, würde ich auch den MP-Modus ausprobieren, aber tatsächlich reizt der mich nicht so sehr, da ME3 ja hauptsächlich von der starken Story in der Kampagne lebt.
Fazit
Ein sehr gelungenes Ende für die Mass Effect Trilogie.